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Die Grabungen in der Hessenhaudoline sowie im Seligengrund sind das Ergebnis einer systematischen Oberflächenbegehung im Blautopfeinzugsgebiet, die schliesslich zum aufsehenerregenden Fund der beiden stark bewetterten Höhlen geführt hat.

Wenn man an eine Karstlandschaft wie die Schwäbische Alb denkt, dann denkt man meist an Höhlen. Darüber hinaus gibt es jedoch noch eine Fülle von anderen hochinteressanten Karsterscheinungen wie Bachversickerungen, Dolinen und Karstsenken.

Bereits in den 80-er Jahren wurde im Einzugsgebiet des Blautopfes eine systematische Kartierung von Dolinen durch G. Bronner und A. Federschmidt durchgeführt, um schützenswerte Biotope zu erfassen. Aufbauend auf diesen Ergebnissen begann die Arge Blaukarst 2005 eine zweite Phase der exakten Kartierung von Karstobjekten im Kartenblatt 7524 Blaubeuren. Im Zuge der exakten Dokumentation von noch nicht erfassten Dolinen wurden noch einmal systematisch grössere Areale begangen, um auch andere eventuell vorhandene Karstobjekte wie Karstspalten und potentielle Höhlen zu entdecken. All diese Objekte wurden systematisch mit GPS-Geräten aufgenommen und in eine Datenbank eingespeist.

Weiterhin wurden in Zusammenarbeit mit den Höhlenvereinen im Einzugsgebiet noch einmal altbekannte Objekte unter die Lupe genommen. Hintergrund war die Idee, durch systematische Recherche einen potentiellen Zugangsweg zur Blauhöhle zu entdecken.

Tatsächlich wurden noch einige interessante Objekte dokumentiert, deren Bewetterung auf eine Verbindung mit der Blauhöhle hindeutet. Die Hessenhaudoline war jedoch initial zweifellos das spannendste Objekt: neben der Lage am tiefsten Punkt einer ausgeprägten Karstwanne, der Kreuzung von zwei Dolinenreihen, dem anstehenden Massenkalk und der Lage in der ungefähren Hauptrichtung des damals (d.h. Mai 2005) bekannten Verlaufs der Blautopfhöhle war vor allem der zeitweise sehr starke Luftzug entscheidend für die Aufnahme der Grabungen.
Auch die stark bewetterte Felsspalte im Seligengrund, die erst im Jahr 2008 entdeckt wurde, erfüllt alle Kriterien für eine erfolgversprechende Grabung: die Lage nahe der Blautopfhöhle in gut verkarstungsfähigem Weissjuramassenkalk, starke Bewetterung und Anlage an einer ausgeprägten Verwerfung. Trotz der beiden sehr arbeitsintensiven Grabungs- bzw. Forschungseinsätze, die viele Kräfte binden, werden auch heute noch die Oberflächenbegehungen fortgesetzt, um das Gesamtbild der Karstlandschaft im Einzugsgebiet des Blautopfes – dem sogenannten „Blaukarst“ – zu vervollständigen.

Wir sind dankbar für jeden Hinweis aus der Bevölkerung, der zur Auffindung neuer interessanter Objekte führen kann – insbesondere auf Berichte von Schachteinbrüchen sowie bewetterten Spalten und Schneeabschmelzungen im Winter.