Gut 500 interessierte Besucher folgten am 12.01.2013 der Einladung der Arge Blaukarst in die Berghüler Auhalle. In einem knapp zweistündigen Vortrag beleuchteten Norbert Neuser und Jürgen Bohnert die Forschungserfolge in der Hessenhauhöhle, die sich nach über fünfjähriger Grabungsphase einstellten.
Deutlich wurde auch, wie wichtig die Vorarbeiten von Höhlenforschern im Aacheinzugsgebiet für den Erfolg der Grabung in der Hessenhauhöhle waren. Ohne Prof. Dr. Karl Endriss, den Pionier der höhlenkundlichen Dolinengrabung auf der Schwäbischen Alb, und die erfolgreiche Grabung durch die „Freunde der Aachhöhle“ in der Aachdoline, wäre die Hessenhaugrabung vermutlich in dieser Form nicht denkbar gewesen.
Die Verbindung der Hessenhauhöhle mit dem Blauhöhlensystem konnte im April 2012 durch einen grossangelegten Färbeversuch nachgewiesen werden. Bislang findet allerdings nur das Wasser den Weg durch den Untergrund – ob dieser auch für den Menschen befahrbar ist, werden die weiteren Forschungen zeigen.
Die Weiterforschung in der „Nordblau“ – einem Ast der Blauhöhle, der etwa die Hälfte der Wasserschüttung des Blautopfes liefert – ist sowohl Richtung Laichingen als auch Richtung Blautopfhöhle nur noch mit Tauchgeräten möglich. Da der Transport der Tauchgeräte sehr aufwändig ist und die Atemgasmenge in einer standardmässig verwendeten 4-Liter-Pressluftflasche nur etwa 45 min Tauchzeit erlaubt, wurde von Jürgen Bohnert ein neues geschlossenes Kreislaufgerät namens „Raycy“ entwickelt. Im Gegensatz zu kommerziell erhältlichen Kreislaufgeräten ist das „Raycy“ deutlich kleiner und leichter, sowie aufgrund seiner Robustheit und der Fähigkeit, in das System eingedrungenes Wasser auch während des Betriebs zu entfernen sehr gut für den Einsatz in einer Wasserhöhle geeignet.
Das Gerät erlaubt es, die Tauchzeiten im Flachwasser gegenüber einem herkömmlichen Presslufttauchgerät um etwa den Faktor 20 zu verlängern. Mit zunehmender Tiefe wird es sogar noch wesentlich effektiver als ein herkömmliches Gerät, da der Gasverbrauch nur vom Sauerstoffverbrauch des Körpers und nicht von der Tauchtiefe abhängt.
Während des Vortrages wurde die aktuell in der Hessenhauhöhle verwendete Höhlentauchausrüstung inklusive des an der Seite getragenen „Raycy“ demonstriert.
Der Ausblick auf das weitere Forschungspotential auf der Blaubeurer Alb machte deutlich, dass das Richtung Blautopf entwässernde Höhlensystem keinen Vergleich mit Höhlensystemen in anderen Teilen der Welt scheuen muss: Schätzungen ergeben, dass allein die Hessenhauhöhle bis Laichingen eine Gesamtganglänge von über 20 Kilometer erreichen könnte. Ein Zusammenschluss mit dem derzeit bereits über 10 Kilometer langen Blauhöhlensystem würde schlagartig ein hinsichtlich Dimensionen und Tropfsteinschmuck in Deutschland einzigartiges Höhlensystem ergeben.
Der Vortrag schloss mit der Bitte, dem neugegründeten gemeinnützigen Verein bei der Gegenfinanzierung der enormen Kosten für die Grabung, den sicheren dauerhaften Ausbau und die Forschungsarbeiten durch Spenden bzw. eine Fördermitgliedschaft zu helfen.
Ein ausführlicher Bericht über den Vortrag findet sich in der Südwestpresse vom 16.01.2013. Von der Südwestpresse wurde der Arge Blaukarst dankenswerterweise auch der Artikel im Originalformat zur Verfügung gestellt, der u.a. Bilder aus Traumtunnel und Nordblau sowie einen Gesamtplan von Blauhöhlensystem und Hessenhauhöhle zeigt.